02.03.2015
Praxisbeispiele, Wie man es nicht macht
Ziemlich in die Nesseln gesetzt hat sich in der vergangenen Woche Coca-Cola mit seinem Jubiläums-Spot für Fanta. Die gelbe Brause ist just 75 Jahre alt geworden, da wollte der rot-weiße Getränkeriese auf die glorreiche Geschichte anspielen. (Lesezeit: ca. 3 Minuten)
Ein Buzzfeed-Artikel von Sebastian Fiebrig zeichnet den Werbefettnapf detailliert nach. So begann der – inzwischen aus den Kanälen genommene – Spot mit der Feststellung, dass vor 75 Jahren die Rohstoffe für Coke in Deutschland knapp waren. Die Frage nach dem Warum wird dagegen weder gestellt, noch beantwortet. Weiter heißt es, Coca-Cola wolle das Jubiläum feiern, indem sie „das Gefühl der guten alten Zeit zurück“ brächten. So weit, so gut, so harmlos.
Dumm an der Geschichte ist nur die Geschichtsvergessenheit, die der Spot an den Tag legt. Vor 75 Jahren schrieben wir das Jahr 1940, ein Jahr zuvor hatte das Deutschland, das unter Rohstoffmangel zur Cokeherstellung litt, damit begonnen, die Welt mit einem Feuer- und Stahlgewitter zu überziehen, das zig Millionen Todesopfer kosten würde. Definitiv keine „gute alte Zeit“. Aber, so Coca-Cola beim Zurückrudern, diese Zeit sei gar nicht gemeint, sondern die bunten 60er. Rechnen wir noch einmal nach: 2015 – 75 = 1940. Nicht 196x.
So gesellt sich hier Fauxpas zu Fauxpas. Was als nette, fröhliche Jubiläumsfeier gedacht war, wandelte sich schnell zum PR-Unfall. Warum? Weil man die Sache offenkundig von Anfang an nicht bis zum Ende gedacht hatte. Deshalb an dieser Stelle zwei, drei Ratschläge:
Das sind jetzt natürlich bei weitem nicht alle Punkte, die es zu bedenken gilt. Aber immerhin ein paar Klippen, die man leicht umschiffen kann, wenn … Ja, wenn man denn das Umfeld der eigenen Idee erstmal genau unter die Lupe nimmt, sich nicht blenden lässt, sondern die Sachen schon zu Beginn zuendedenkt. Ansonsten kann sich aus einer anfänglich intern als toll bewerteten Idee ein Reputationsschaden erwachsen. Dieses üppig gefüllte Fettnäpfchen, in das Coca-Cola schnurstracks hineingetappt ist, wird zwar keine bleibenden Schäden hinterlassen. Nur eine kleine temporäre Delle bewirken, die schnell vergessen sein wird. Aber die Erklärungsnöte und der Wirbel wären vermeidbar gewesen.